Blitzschnelle Bälle
Ruedi Dintheer, Mieter der Siedlung Helen Keller, spielt mit 86 Jahren noch Tischtennis-Turniere. Dass Sport gesund ist, weiss nicht nur er: Die Altersbefragung zeigt, dass sich 59 Prozent der Zürcher Senior*innen mindestens 15 Minuten täglich bewegen.
Über 70 Jahre ist es her, als Ruedi Dintheer beim Tischtennisclub «Young Stars Zürich» seine ersten Aufschläge gemacht hat. «Fürs Training bin ich jeweils extra von Schwamendingen in die Realp gefahren», sagt er. Die Begeisterung ist geblieben: Heute, mit 86 Jahren, spielt er die kleinen Bälle immer noch. Dintheer bestreitet Turniere für den Verein Zürich Nord 1, der in der Liga der Firmenvereine spielt. Zweimal pro Woche trainiert er. Während der Saison kommen jeden Monat ein bis zwei Turniere dazu. «Der Sport ist in den letzten Jahrzehnten schneller geworden», erzählt der aktive Senior. Er selbst habe mit dem Alter hingegen an Tempo eingebüsst. «Ich spiele darum jetzt öfter auf Verteidigung, das heisst mit etwas Abstand zum Tisch und meist mit der Rückhand. Früher spielte ich in der Regel auf Angriff.»
Studien zeigen, dass Tischtennis für Senior*innen ein idealer Sport ist. Die Verletzungsgefahr ist gering und Entscheidungen müssen in Bruchteilen von Sekunden gefällt werden. Das macht den Sport zu einem guten Training fürs Gehirn. Je besser man im Tischtennis wird, desto mehr wird auch die körperliche Fitness gefördert und gefordert. Dintheer trainiert deshalb auch neben dem Tisch: «Jeden Tag mache ich mein Programm von mindestens einer Viertelstunde.» Es sind Übungen für Kraft, Beweglichkeit und Fitness. In der Wohnung von Ruedi Dintheer und seiner Frau Brigitte klemmt eine Turnstange im Türrahmen zum Schlafzimmer. «Ich übe den Klimmzug, aber ob ich den in meinem Alter noch lernen kann, weiss ich nicht», sagt er mit einem Schmunzeln.
«Ich übe den Klimmzug, aber ob ich den in meinem Alter noch lernen kann, weiss ich nicht.»
Ruedi Dintheer, 86, Mieter der Siedlung Helen Keller
Ein sportliches Paar
Das Tischtennis hat dem Schwamendinger viel geschenkt – Fitness, Erfolge, aber auch viele Freundschaften und sogar die grosse Liebe. Brigitte Dintheer – damals Stemmler – hat er im Tischtennisclub kennengelernt. Er war um die zwanzig und mit zwei Siegen an den Ostschweizer Tischtennis-Meisterschaften sehr erfolgreich. Sie, ein paar Jahre älter und sportlich, hat ihn fasziniert. Die beiden haben geheiratet und wurden Eltern von einem Sohn. Mittlerweile sind 64 Ehejahre vergangen und auch die Enkel sind erwachsen. Nach wie vor teilt das Paar die Begeisterung für Tischtennis und Sport im Allgemeinen. So schauen die beiden auch oft zusammen Sport am Fernsehen. «Wichtige Tennismatches und Fussballspiele verpassen wir eigentlich nie», sagt Brigitte Dintheer. Tischtennis spielen kann sie leider nicht mehr, denn Gelenkprobleme und ein kaputtes Knie machen ihr zu schaffen. Brigitte Dintheer lässt sich aber nicht unterkriegen: Täglich trainiert sie auf dem Hometrainer-Velo im Wohnzimmer. Weil das Kochen etwas schwieriger geworden ist, geht das Paar mehrmals in der Woche im Gesundheitszentrum für das Alter Mattenhof essen. Spitex oder Haushalthilfe brauchen die beiden trotz ihres hohen Alters nicht. Im Gegenteil: Sie pflegen weiterhin einen Familiengarten und bauen dort eigenes Gemüse an. Bei schwereren Arbeiten hilft Sohn Andreas mit. «Er baut zurzeit eine Pergola in unserem Familiengarten. Das könnte ich jetzt wirklich nicht mehr selber», sagt Ruedi Dintheer.