Das Jahr 2022
Eine Grundsteinlegung, zahlreiche Bauprojekte, Mitwirkungsprozesse und vielfältige Kooperationen bestimmten das SAW-Jahr 2022. Mit dem Ende der Schutzmassnahmen kehrte viel Leben in die Siedlungen zurück. Im Ausblick erfahren Sie, was für 2023 geplant ist.
Rückblick
Was hat die Stiftung Alterswohnungen im Jahr 2022 geleistet? Erleben Sie das vergangene Jahr im Rückblick der Direktion sowie der Bereiche Finanzen & Vermietung, Bau & Entwicklung, Infrastruktur & Unterhalt sowie Spitex & Sozialdienst.
Im Dialog mit der Bevölkerung
Wie sehen die Idealvorstellungen von Zürcherinnen über 55 Jahre zum Wohnen im Alter aus? Wie könnte sich das Zusammenleben von älteren Menschen und Familien mit vielen Kindern in der Siedlung Felsenrain gestalten? Wie soll die Vermietung von SAW-Alterswohnungen in Zukunft erfolgen? All diese Fragen stellte die SAW im vergangenen Jahr den Menschen, die in Zukunft eine Alterswohnung in Zürich bewohnen könnten, in verschiedenen Mitwirkungsverfahren, Dialogprozessen, Echoräumen und Workshops. Die Ergebnisse sind bereichernd und wegweisend für die weitere Arbeit der Stiftung. Auf ihrer Website bietet die SAW vertiefte Einblicke in diese spannenden Prozesse.
Auch innerhalb der SAW werden Synergien gesucht und gefunden. So arbeiten die Teams von Spitex, Sozialdienst, Vermietung und Hauswartung seit Beginn des Jahres neu im dezentralen interdisziplinären Betreuungsnetz zusammen und können von drei Standorten aus näher auf die Bedürfnisse der Mieter*innen eingehen. Die Bauprojekte (siehe unten) schreiten wie geplant voran, das Ziel, bis 2035 rund 1000 neue Alterswohnungen für die Bevölkerung der Stadt Zürich anbieten zu können, rückt in greifbare Nähe. Rund 800 Wohnungen sind bereits in Planung und Realisierung.
Die SAW am Bildschirm
Zwei Mal diente die SAW auch Filmschaffenden als Inspiration: Der Kurzfilm «Der Behördenhasser» von Jonas Ulrich, der im weitesten Sinne im Umfeld der SAW verankert ist, wurde mit dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnet. Die Siedlung Hardau diente als Hintergrund für eine Szene der SRF-Serie «Neumatt». Beide Sendungen können auf www.playsuisse.ch nachgeschaut werden. Auch der von der Hamburger Körber-Stiftung organisierte Besuch von Alters- und Stadtverantwortlichen aus ganz Deutschland zum Thema «Age and the City» wurde filmisch festgehalten und kann im Internet angeschaut werden.
Soziokultur: Wiederaufnahme der Aktivitäten
Nach zwei restriktiven Pandemiejahren konnten 2022 die soziokulturellen Aktivitäten wiederaufgenommen werden. Die Möglichkeit, innerhalb der Siedlungen soziale Kontakte zu pflegen, war vermisst worden und wurde entsprechend geschätzt. Die Veranstaltungs- und Kursangebote stiessen auf noch verhaltenes, aber steigendes Interesse. Gut besucht waren auch die traditionellen Grill-Nachmittage in den Siedlungen, die in den Sommermonaten endlich ohne Einschränkungen durchgeführt werden konnten. Auch das beliebte «agil&mobil»-Gedächtnis- und Bewegungstraining fand wieder im gewohnten Rahmen als Präsenzunterricht statt. Die öffentlichen Veranstaltungen, welche jeden zweiten Donnerstag in einer der SAW-Siedlungen stattfinden, konnten wie in früheren Jahren im Tagblatt ausgeschrieben werden. Die kostenlosen Vorträge mit spannenden medizinischen, kulturellen und gesellschaftlichen Themen sind immer gut besucht. Die SAW Soziokultur lancierte verschiedene Projekte zur digitalen Unterstützung ihrer Mieterschaft in Form von kostenlosen IT-Cafés. Vor allem die beiden generationenverbindenden Angebote, «Lernende bilden Senior*innen aus» in den Frühlingsferien 2022 sowie das Corporate Volunteering der Firma Samsung im Herbst 2022 sind auf so grossen Anklang gestossen, dass sie auch im neuen Jahr angeboten werden.
Zahlen sind Zeichen der Zeit
Die SAW bereitet den Boden für ihr Wachstum, das schlägt sich in einem erhöhten Aufwand nieder. Ausgewirkt haben sich ausserdem die Kostensteigerung aufgrund der geopolitischen Lage und Mehraufwände aus der Aufarbeitung des Unterhaltsstaus. Neben der Entwicklung neuer, an den Bedürfnissen künftiger Generationen ausgerichteter und ressourcenschonender Wohnformen und dem Engagement im Rahmen der Altersstrategie, treibt die SAW bestehende Bauprojekte weiter voran und evaluiert neue Vorhaben mit der Zielsetzung bis 2035 mindestens 1000 zusätzliche Alterswohnungen realisiert zu haben. Diese anspruchsvolle Wachstumstrategie erfordert über Jahre nicht ertragswirksame Vorleistungen und einen Ressourcenaufbau im Personalbestand. Auch diese Auswirkungen zeigen sich in der Erfolgsrechnung.
Aktuell werden freiwerdende Wohnungen primär für die Umsiedlung von Mieter*innen und Menschen in Wohnnot genutzt. Die SAW arbeitet an einem neuen System für die künftige Vergabe ihrer Wohnungen. Ziel ist, die heutigen Wartelisten mit Wartezeiten von zum Teil über zehn Jahren durch ein faires, transparentes und zeitgemässes Vergabesystem zu ersetzen. Ein erster Anlauf für die angestrebte Umstellung im Jahr 2021 wurde sistiert, nachdem diese bei zahlreichen Senior*innen auf Widerstand gestossen war. Die SAW hat sich entschieden, den neuen Prozess partizipativ zu entwickeln, unter Einbezug von Fachleuten und Betroffenen. Das Projekt ist im Frühling 2022 gestartet. In zwei «Echoräumen» brachten verschiedene Organisationen für das Alter sowie Menschen, die selbst auf der Warteliste für eine SAW-Wohnung waren oder sind, ihre Expertise ein. Die Erkenntnisse aus den Gesprächsrunden fliessen in die weitere Erarbeitung der Prozesse ein. Ein dritter «Echoraum» ist im Frühling 2023 geplant.
Mehr Alterswohnungen in Sichtweite
Mit der Grundsteinlegung am 15. Juni 2022 wurde der Neubau der Siedlung Letzi gestartet, ein Kooperationsprojekt der Liegenschaften Stadt Zürich LSZ, der SAW und der Stiftung Wohnungen für kinderreiche Familien SFW. Die ersten Geschosse des Rohbaus sind bereits deutlich sichtbar und der Erstbezug der 131 zusätzlichen SAW Wohnungen steht 2025 an. Als weitere wichtige Meilensteine seien hier die rechtskräftige Baubewilligung für den Ersatzneubau Espenhof Nord sowie die eingereichten Baugesuche für die beiden Ersatzneubauten Espenhof West und Werdhölzli im Herbst 2022 zu erwähnen. In Zürich Nord hat die SAW die Zusage für die Übernahme einer Parzelle in der Nachbarschaft des Fernsehens SRF erhalten und den offenen Projektwettbewerb mit gut 40 teilnehmenden Architekturbüros gestartet. Anfang 2023 startet die Planungsphase mit dem Siegerteam. Ebenfalls im Norden von Zürich wurde mit dem Abschluss der Dialog- und Testplanung zur Erneuerung der Siedlung Felsenrain die Grundlage für den Architekturwettbewerb im 2023 gelegt. Diese grosse und in Zukunft generationenverbindende Siedlung wird von der SAW, der Stiftung für kinderreiche Familien und den Gesundheitszentren für das Alter gemeinsam entwickelt. Parallel zu diesen laufenden Projekten führt die SAW mehrere Machbarkeitsstudien zur Evaluation anderer möglicher Bauprojekte in verschiedenen Stadtteilen durch.
Monitoring zur Energie-Erzeugung
Netto-Null ist ein globales Konzept. Es bedeutet, dass weltweit nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestossen werden, als ihr mit natürlichen oder technischen Mitteln wieder entzogen werden können. Um die Erderwärmung deutlich abzuschwächen, müssen die Treibhausgasemissionen weltweit bis spätestens 2050 auf netto null sinken. Die Stadt Zürich will bis 2040 klimaneutral werden. Für die Stadtverwaltung gilt Netto-Null bereits bis 2035. In diesem Rahmen erfolgte im vergangenen Jahr eine Erhebung der Daten zu Energieerzeugung, Baujahr und Flächen in allen 34 Siedlungen. Die Energieerzeugung erfolgt an den Siedlungsstandorten sehr unterschiedlich: Sechs Anlagen werden noch mit Öl beheizt, neun Anlagen mit Gas, eine Anlage mit Erdwärme, zwei Anlagen mit Holzpellets und drei Anlagen mit Wärmepumpen. Dreizehn Anlagen sind bereits an die Fernwärme angeschlossen. Die Datenerhebung bildet die Grundlage für einen Absenkplan mit der primären Zielsetzung des Ersatzes aller fossilen Heizungen.
Die naturnahe Bewirtschaftung der Grünflächen wurde nachhaltig aufgebaut, die fachlich korrekte Pflege unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte ist sichergestellt. Sichtbar wird dies an bunten Blumenwiesen, welche deutlich seltener gemäht werden, an Holz-und Laubhaufen, die Lebensraum für verschiedenste Insekten, Käfer, Mikroorganismen etc. bieten und an Bäumen, die zunehmend natürlichen Schatten bieten.
Interdisziplinäre Betreuung und mehr Präsenz in den Siedlungen
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Hauswartung mit Spitex, Sozialdienst und Vermietung konnte weiter ausgebaut werden. Die Teamleitungen der verschiedenen Fachbereiche teilen sich an den drei Gebietsstützpunkten ein gemeinsames Büro und stehen so in regelmässigem, unkomplizierten Austausch. An den interdisziplinären Mieterkoordinationssitzungen werden für Anliegen, Wünsche und Probleme der Mietenden gemeinsam Lösungen gesucht. Dieses bereichsübergreifende Zusammenwirken ist effizient und erlaubt eine ganzheitlichere Problembehebung näher bei den Menschen.
Die Spitex SAW hat im Jahr 2022 schrittweise begonnen, in den SAW Siedlungen sogenannte Siedlungspräsenzen zu etablieren: Mindestens einmal pro Woche ist in den Siedlungen während ein bis zwei Stunden eine Ansprechperson vor Ort, die zu allen Belangen der SAW Auskunft geben und Unterstützung bieten kann. Um die Konstanz zu gewährleisten und womöglich zu verstärken, wurden bestehende Mitarbeitende aus dem Spitex-Team mit dieser Aufgabe betreut. Sie fungieren jeweils in derselben Siedlung als Ansprechpartner*innen für die Mieterschaft. Im ersten Jahr der Implementierung konnte festgestellt werden, dass durch das neue Angebot nicht nur das Zuständigkeitsgefühl der Mitarbeitenden deutlich erhöht wurde, sondern dass auch das aktive Siedlungsleben deutlich gefördert wurde. Die Siedlungspräsenz wird schrittweise in weiteren Siedlungen aufgebaut.