Synergien suchen,
Mehrwert finden
Dreitausend statt der derzeit gut zweitausend Alterswohnungen will die SAW in zehn Jahren anbieten. Das ist eine Steigerung um 50 Prozent. Wer die Situation auf dem Stadtzürcher Wohnungsmarkt kennt, kann sich vorstellen, dass dies keine einfache Aufgabe ist. Die SAW setzt in hohem Mass auf Kooperationen.
Will die SAW wachsen, braucht sie Partner*innen: in verschiedenen Departementen der Stadtverwaltung, unter den gemeinnützigen Wohnbauträger*innen und in der Bereitstellung von Dienstleistungen. Und nicht zuletzt braucht sie die Unterstützung von Politik und Bevölkerung, um ihre hohen Ziele zu erreichen. Im vergangenen Jahr hat die SAW deshalb Spezialist*innen für Städtebau und Fachleute aus dem gemeinnützigen Wohnbau, verschiedene Städtische Dienstabteilungen sowie die Quartierbewohner*innen in die Entwicklung ihrer Projekte einbezogen. Dabei hat sich deutlich gezeigt: Wo Menschen und Meinungen aufeinandertreffen, entsteht Mehrwert.
Partnerschaften und Kooperationen sind für die SAW nichts Neues. Schon seit ihrer Gründung arbeitet sie beispielsweise mit der Spitex Zürich und den Alterszentren, den heutigen Gesundheitszentren für das Alter, zusammen. Neu ist jedoch, dass Politik und Öffentlichkeit diese Zusammenarbeit fordern. Neu ist auch die Grösse der Projekte, welche die SAW gemeinsam mit anderen entwickelt. Damit sie gelingen, passt die SAW ihre Kooperations- und Mitwirkungsprozesse dem jeweiligen Projekt an. Das zeigen die Beispiele, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen.
Am weitesten
Am weitesten fortgeschritten ist die Kooperation der SAW mit der Stiftung Wohnungen für kinderreiche Familien SFW und Liegenschaften Stadt Zürich LSZ im Neubauprojekt Letzi. Im November 2021 erfolgte der Spatenstich zu dieser grossen Überbauung am Bahnhof Altstetten, wo insgesamt 265 Wohnungen entstehen: 131 Alterswohnungen, 53 Wohnungen für Familien mit mehr als drei Kindern sowie weitere 81 Wohnungen, die von der Stadt bewirtschaftet werden. Schon seit Beginn der Projektplanung ist das Zusammenspiel zwischen den drei Bauträgerinnen eng verflochten. Parallel zum Fortschreiten der Bauarbeiten geht es darum, auch für den künftigen Betrieb Synergien zu finden und ein gemeinsames Konzept für das soziale Zusammenleben der verschiedenen Generationen und Kulturen zu erarbeiten. Wie bei allen Kooperationsprojekten gilt es auch hier, verschiedene Betriebskulturen in Einklang zu bringen und innovative Kompromisse zu finden.
Am grössten
Eines der grössten Kooperationsprojekte der SAW betrifft die Siedlung Felsenrain in Seebach. Für diese hatte sich die SAW zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit mit der Stiftung Wohnungen für kinderreiche Familien (SFW) zu suchen und gemeinsam eine generationendurchmischte Siedlung zu realisieren – dies noch bevor eine Umfrage zu den Wohnvorstellungen von Zürcher*innen im Alter bestätigte, dass die Mehrheit der über 55-Jährigen generationendurchmischte Wohnformen bevorzugt. Mit dem Ziel, älteren Menschen bei Bedarf einen niederschwelligen Übergang von einer selbständigen Lebensform in eine Wohnform mit Pflege und Betreuung rund um die Uhr zu ermöglichen, gewann die SAW die Gesundheitszentren für das Alter (GFA) als dritte Kooperationspartnerin. In diesem Dreieck entstand das Projekt «Felsenrain: neu – gewohnt». Bei dessen Entwicklung waren Mieter*innen, Quartiervereine, Anwohner*innen sowie Mietende beider Stiftungen eingeladen, ihre Ideen in einem mehrstufigen Dialogprozess einzubringen. Dieser umfasste zwei grosse Workshops sowie mehrere kleinere Echogruppen und war eng mit der Testplanung verzahnt. Bis zur Ausschreibung des Architekturwettbewerbs und bis zum Baubeginn dauert es noch eine Weile. Wenn alles nach Plan geht, erfolgen die Bauarbeiten zu diesem neuen und innovativen Quartierteil ab 2028.
Am urbansten
Ähnlich weit entfernt ist der Baubeginn des wahrscheinlich urbansten Neubauprojekts der SAW. Dieses entsteht auf dem Josefareal mitten im Kreis 5, am Standort der früheren Kehrichtverbrennungsanlage und der Zentralwäscherei, die momentan zwischengenutzt wird. Dort sollen neben rund 130 Alterswohnungen auch Pflegeangebote, Quartierräume, ein grosses Hallenbad sowie ein Werkhof von Grün Stadt Zürich entstehen. Um die Bevölkerung einzubeziehen, wurden und werden zwei Mal jährlich Dialogveranstaltungen zum Stand der Planung durchgeführt. Zudem sind Vertreter*innen verschiedener Interessensgruppen aus dem Quartier in Workshops eingebunden und stehen auf diese Weise mit den Fachleuten aus Städtebau und Architektur im Austausch. Hier koordiniert die SAW ihre Arbeiten nicht «nur» mit den GFA, sondern auch mit dem Sportamt und Grün Stadt Zürich. Nach der 2021 abgeschlossenen Testplanung konnte 2022 das Entwicklungskonzept abgeschlossen und die Machbarkeitsstudie in Angriff genommen werden. Bis zum Einzug der Mieter*innen dauert es voraussichtlich noch rund zehn Jahre.
Planung Josef Ar…Am emotionalsten
Vor zwei Jahren führte die Ankündigung der SAW, die langen Wartelisten aufzugeben und ihre freiwerdenden Wohnungen stattdessen analog zu andern Wohnungsanbieter*innen auszuschreiben und den Vergabeprozess zu digitalisieren, zu breiten Diskussionen in Öffentlichkeit und Politik. In der Folge beschloss die SAW eine dreijährige Übergangsphase mit dem Ziel, in dieser Zeit gemeinsam mit Betroffenen und Fachpersonen einen breit abgestützten Vorschlag für ein neues, nach wie vor altersgerechtes Vergabesystem mit entsprechendem Unterstützungsangebot für On- und Offliner*innen zu erarbeiten. Die Diskussionen dazu fanden in mehreren sogenannten Echoräumen statt. Aktuell liegen verschiedene Lösungsvorschläge zu Handen des Stiftungsrates vor. Bis etwa Mitte 2024 sollte das neue System umgesetzt werden können. Die eingangs erwähnten Diskussionen haben nicht nur dazu beigetragen, dass Verwaltung, Fachleute und Betroffene konstruktiv zusammenarbeiten. Sie sorgten auch für eine verstärkte Öffentlichkeit der Forderung nach deutlich mehr bezahlbarem Wohnraum für ältere Menschen in der Stadt Zürich.
Am farbigsten
Regenbogenfarben leuchten über dem Kooperationsprojekt «Espenhof Nord: Wir leben Vielfalt». Ein Projekt der SAW gemeinsam mit dem Verein queerAltern und den Gesundheitszentren für das Alter. Das bis ins Ausland beachtete Neubauprojekt bietet in einem der drei Häuser im Espenhof Platz für alternde Menschen, die sich selbst als queer bezeichnen. Anfang 2023 steht es in den Baustartlöchern: Die Baubewilligung liegt vor und der Bau beginnt noch im laufenden Jahr, sodass voraussichtlich im Frühling 2026 die ersten Mieter*innen einziehen können. Die Kooperation mit queerAltern bietet vielfältige und bereichernde Auseinandersetzungen zu Grundsatzfragen rund um ein vorurteilsfreies Zusammenleben, um Rückzug und Gemeinschaft und nicht zuletzt zum Umgang mit gesetzlichen Vorgaben, welche gesellschaftlichen Entwicklungen hinterherhinken, wie sich dies beispielsweise an der Thematik von genderneutralen Garderoben zeigte. Die Fragestellungen sind für alle Beteiligten spannend und die gemeinsame Herangehensweise schafft zukunftsweisende Lösungen.
Wir leben VielfaltAm unmittelbarsten
Ihre langjährigen und vielfältigen Kooperationserfahrungen dienen der SAW auch in ganz anderen Bereichen: Indem sie beispielsweise 2022 ihre Mitarbeitendenteams aus Spitex, Hauswartung, Sozialdienst und Vermietung neu zusammengesetzt und zu einem interdisziplinären Betreuungsnetz weiterentwickelt hat, fördert sie die Kooperation auch innerhalb der eigenen Organisation. Die neu sehr enge, fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit der SAW-Mitarbeitenden bietet einen Mehrwert für alle Beteiligten – vor allem aber für die Mieterinnen und Mieter; ihnen stehen in den Siedlungen verschiedene Ansprechpersonen für ihre Anliegen zur Verfügung.
Um älteren Menschen auch ausserhalb der SAW-Siedlungen den Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, bietet die SAW ihr Dienstleistungsangebot aus Hauswirtschaft, Wäscherei und Sozialdienst auch anderen gemeinnützigen Wohnbauträger*innen an. Bereits heute profitieren die Stiftung Friedbrunnen und die Genossenschaft Bahoge, die beide in der Nachbarschaft von SAW-Siedlungen liegen, von diesem niederschwelligen Angebot.
Kooperationen erfordern von allen Beteiligten Offenheit und die Bereitschaft zum Dialog. Wenn dies gelingt, sind die Ergebnisse fruchtbar, motivierend und belebend für alle. Sich dessen bewusst, ist das Interesse der SAW gross, ihre bisherigen, spannenden und in jedem Fall bereichernden Kooperationserfahrungen in Zukunft weiter auszubauen.